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Knarrendes Knie und schnappende Schulter

Knarrendes Knie und schnappende Schulter

von Kasimir Zihlmann

Unser Gehirn ist ständig im Arbeitsmodus. Es analysiert dauernd Begegnungen, Emotionen und Situationen, welche wir mit anderen Menschen teilen. Auf diese Weise überprüft unser Gehirn auch unsere Bewegungsabläufe, bewertet und kategorisiert diese. Kennt das Gehirn ein Geräusch vom Körper nicht, muss es lernen, dies richtig einzuschätzen. Das Unbekannte kommt automatisch in die Schublade: «Achtung, kenne ich nicht». Solange dazu kein Wissen abgerufen werden kann, bleibt jenes Geräusch mit diesem Fragezeichen behaftet und verbreitet in uns das Gefühl von Unbehagen. Verbessern wir nun also unsere Wahrnehmung und verringern die Angstreaktion: Wir liefern Ihrem Gehirn heute aktuelle wissenschaftliche Antworten.

Warum Gelenke knacken

Kawchuk und sein Team wollten 2015 in ihrer Studie herausfinden, was das knackende Gelenkgeräusch verursacht und lieferten durch ihre Forschung eine mögliche Antwort. Sie konnten durch ihre Untersuchung eine alte Theorie, dass es sich beim Geräusch um platzende Luftbläschen im Gelenk drin handelt, widerlegen. Mittels MRI-Bilder zeigten sie auf, dass Blasen zwar entstehen, diese aber nicht platzen. Der Ton wird laut den Autoren während der Blasenbildung durch einen physikalischen Mechanismus erzeugt. Da in den MRI-Bildern keine Schäden aufzuzeigen waren, sind Kawchuk und seine Mitarbeiter der Ansicht, dass das knackende Geräusch nichts Schädliches ist. In neueren Studien wird aktuell diskutiert, dass Kawchuk und sein Team zu wenig gute Beweise lieferten, dass die Tonbildung aufgrund des physikalischen Mechanismus entsteht. Das heisst nicht, dass die Theorie falsch ist, es braucht einfach noch tiefgründigere Studien, um das Knacken gänzlich zu erklären. [1]

Warum Schultern schnappen

Ein weiteres Geräusch, welches wir bei Bewegungen hören können, ist das Schnappen. Schnappen deutet auf sich bewegendes Gewebe, wie z.B. eine Sehne, hin. Eine Erklärung hier liefert der Haftgleiteffekt. Der Haftgleiteffekt beschreibt das ruckartige Gleiten von zwei gegeneinander bewegten Objekten.[2] Ein typisches Beispiel dafür ist die knarrende Tür. Wenn wir eine Türe, die lange nicht geöffnet wurde, öffnen, können deren Scharniere knarren, wenn sie ungenügend geschmiert sind. Ähnlich verhält es sich bei unseren Gelenken. Das erklärt, warum unser Körper am Morgen oder nach längerer Immobilisation solche Geräusche, wie Schnappen oder Knarren von sich gibt. Die Gewebsstrukturen haften für einen Moment zu lange zusammen und spicken dann wieder in die geforderte Position nach. Das Schnappen der Gelenke können wir verringern, indem wir uns bewegen. Umso mehr Bewegung wir unserem Gewebe geben, desto gleitfähiger wird es und desto weniger schnappende oder knarrende Geräusche gibt der Körper von sich.

Langer Rede, kurzer Sinn: Vor den Geräuschen, die unser Körper während der Bewegung von sich gibt, brauchen Sie keine Angst zu haben. Sie sind normal und gehören dazu. Angemessene Bewegung kann die Geräuschentwicklung sogar vermindern. Bewegungen, die Schmerzen auslösen, sollten Sie jedoch aufhorchen lassen. Akute Schmerzen sind Warnsignale und bedürfen einer genaueren Abklärung. Mittels geeigneter Untersuchungsmethode kann die Ursache bestimmt und eine Strategie entwickelt werden, um die Beschwerden zu minimieren.  

Quellen:
[1] Kawchuk et al. (2015). Real-Time Visualization of Joint Cavitation. /10.1371/journal.pone.0119470 (Stand 18.07.2022)

[2] D. Tabor(2006). Friction, Lubrication, And Wear. Mechanical Design Handbook. Kapitel 7.

Bild: Karolina Grabowska